Über ein Jahrhundert Musik

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In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende wirkten einige junge Musiker aus Bergheim und Lengfelden in der Ortsmusik Anthering, die vom Arzt Dr. Brandstätter geleitet wurde, tatkräftig mit. Im Jahre 1907 machte sich die kleine Schar selbständig und gründete die Musikkapelle Lengfelden. Thomas Öllerer, einer der Gründer, leitete den kleinen Klangkörper, welcher am Fronleichnamstag des Jahres 1907 zum ersten Mal ausrückte.

 

 

Nach dem I. Weltkrieg wirkte Fritz Krauslich, Schustermeister, als Kapellmeister und bildete neue Musiker heran. Seine musikalischen Kenntnisse hatte er als K. u. K. Militärmusiker erworben.

In der Zwischenkriegszeit erstreckte sich die Tätigkeit der Musikkapelle Lengfelden überwiegend auf die Umrahmung der örtlichen Veranstaltungen.

Der II. Weltkrieg unterbrach die musikalische Tätigkeit, da die meisten Musiker zum Militärdienst eingezogen wurden. Leider kehrten mehrere Musikkameraden nicht mehr oder erst nach mehrjähriger Gefangenschaft in die Heimat zurück.

Bereits 1943 führte eine Gruppe von Idealisten, allen voran Kapellmeister Fritz Krauslich und der junge talentierte Flügelhornist Andreas Strasser, die Musiktradition weiter. Wiederum war es ein Fronleichnamstag, diesmal der des Jahres 1946, bei welchem sich die jetzt aus 11 Mann bestehende Musikkapelle wieder in der Öffentlichkeit zeigte.

 

 

1949 wurde vom "Dexgitzenbauern" ein ungarisches Ochsenhorn gespendet, welches die Musikpatin, Frau Antonia Stuböck, zum Marketenderhorn umarbeiten ließ. Da zu dieser Zeit kein Silber aufzutreiben war, mussten die Musiker dieses selber in Form von alten Silbermünzen zusammentragen. Im Silberbeschlag ist noch heute "Musikkapelle Lengfelden" eingraviert, obwohl diese 1950 in "Musikkapelle Bergheim" umbenannt wurde.

Um den Kapellmeister organisatorisch zu unterstützen, wurde Willi Hutzinger 1949 zum Obmann der Kapelle gewählt.

Nach dem II. Weltkrieg rückte die Musikkapelle zu den Veranstaltungen in den alten Uniformen aus der Zeit von 1931 aus, später in Zivilkleidung. 1951 wurde mit Herrn Reg.-Rat Kuno Brandauer, damaliger Leiter der Salzburger Heimatpflege, eine neue bodenständige Tracht entworfen. Durch Spenden der Bergheimer Bevölkerung, der Musikpatin, der Gemeinde Bergheim sowie durch die Eigenleistung der Musiker konnte diese Neueinkleidung verwirklicht werden.

Durch die Initiative des Herrn Baumeisters Richard Rothböck und durch die tatkräftige Mithilfe der Musiker wurde die Feuerwehrzeugstätte Bergheim aufgestockt und als Proberaum ausgebaut.


Einen besonderen Höhepunkt stellte das 50-jährige Gründungsfest der Trachtenmusikkapelle Bergheim dar, welches am 1.9.1957 gefeiert wurde. Bei diesem festlichen Anlass wurde Kapellmeister Fritz Krauslich zum Ehrenkapellmeister ernannt, da die Musikkapelle seit 1952 bereits von Franz Pillinger musikalisch geleitet wurde.

 

 

Im Jahr 1960 war es durch die Unterstützung der Gemeinde und der Bevölkerung möglich, neue Instrumente anzuschaffen. Der Klangkörper wurde dabei von hoher auf Normalstimmung umgestellt.

Durch den plötzlichen Tod von Kapellmeister Jakob Rehrl im Juli 1968 (er hatte die Leitung der Musikkapelle 1957 übernommen) folgten einige kurzfristige Aushilfskapellmeister, unter anderem Anton Nekwinda, bevor im Jahre 1969 Kapellmeister Alfred Oberneder, mittlerweile unser Ehrenkapellmeister, die musikalische Leitung der Kapelle übernahm.

In den nächsten Jahren feierte die Trachtenmusikkapelle Bergheim viele Erfolge im In- und Ausland, wurde an Mitgliedern immer stärker und auch mehrere Mädchen fanden sich allmählich in den Reihen.

 


1978 war eine weitere Neueinkleidung des Klangkörpers erforderlich. Wiederum war es die großzügige Spendenfreudigkeit der Bergheimer Bevölkerung, die dieses Vorhaben ermöglichte. Inzwischen zählte die Musikkapelle 40 Mitglieder.


Das mittlerweile 75-jährige Bestehen feierte die Musikkapelle vom 26. bis 29. August 1982 mit einem großen Fest, zusammen mit den Prangerstutzenschützen Bergheim.
Die folgenden Jahre waren geprägt durch die erfolgreiche Teilnahme an zahlreichen Wertungsspielen und zahlreiche Auftritte. Der Mitgliederzuwachs bei der Musikkapelle hielt weiterhin an. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang unser langjähriger Obmann Willi Hutzinger, der die Geschicke der Musikkapelle von 1950 bis 1983 in organisatorischer Hinsicht mit großer Freude und Enthusiasmus äußerst erfolgreich lenkte.


Nach einer erfolgreichen Ära übergab Alfred Oberneder den Taktstock 1986 an Johann Hutzinger, welcher die Musikkapelle gleichermaßen erfolgreich bis 1999 leitete. In seine Zeit fielen ebenso zahlreiche, von Erfolg gekrönte, Teilnahmen an diversen Wertungsspielen sowie zahlreiche Auftritte, unter anderem auch die ersten großen Auslandreisen nach Rastede/Norddeutschland, nach Bourgueil und Mont-de-Marsant in Frankreich. Aber auch die Teilnahme am Bundesmusikfest in Wien im Jahre 1988 stellte einen Höhepunkt dieser Jahre dar. Ihm gelang es, durch forcieren der Nachwuchsarbeit und der Jungmusikerausbildung, den Mitgliederstand auf fast 70 Musikerinnen und Musiker zu erhöhen.
Unter seiner musikalischen Leitung fand auch der Bau des neuen Mehrzweckhauses, in dem seit 1989 auch das neue, räumlich großzügig gestaltete Musikerheim untergebracht ist, statt. Die Unterstützung der Gemeinde sowie die Arbeitsleistung unserer Musikerinnen und Musiker ist auch in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben.

1997 feierte die Musikkapelle ihr 90-jähriges bestehen mit einem großen Fest und wurde zu diesem Anlass auch neu eingekleidet.

Christian Aichriedler, Kapellmeister ab 1999, setzte - unter anderem sicherlich auch bedingt durch sein jugendliches Alter (wurde mit 27 Jahren Kapellmeister) - neue Akzente, indem er der modernen Musik besondere Aufmerksamkeit schenkte ohne dabei die traditionelle Blasmusik aus den Augen zu verlieren, zu der er zweifelsohne als ehemaliger Militärmusiker auch eine besondere Beziehung pflegte. Eine besonders eindrucksvolle Veranstaltung war das Open Air Konzert im Jahre 2000 vor der wundervollen Kulisse der Wallfahrtsbasilika zu Maria Plain, bei dem ausschließlich Filmmusik dargeboten wurde.

 

Weiters nahmen wir 2004 am berühmten und traditionsreichen internationalen Wettbewerb für Blasmusik „Certamen internacional de Bandas“ in Valencia teil, bei welchem wir hervorragend bewertet wurden.


Mit dem Frühjahrskonzert 2006 übernahm Direktor Michael Nußdorfer, Leiter des Musikschulsprengels Flachgau Nord, auch die Funktion des Kapellmeisters. Seine besonderen musikalischen Fähigkeiten, über die er nicht zuletzt durch sein abgeschlossenes Musikstudium am Mozarteum in Salzburg verfügt, hat er bei der im November 2006 aufgenommenen CD sowie bei zahlreichen Auftritten und Konzerten bereits bewiesen.

Mit dem Frühjahrskonzert im MECs, dem ORF Radiofrühschoppen beim Gasthof Bräuwirt und dem Maria Plainer Mariensingen kamen wir zum Fest des Jahres 2007. Anlässlich des 100-jährigen Gründungsfestes erhielten unsere Musikerinnen auch  erstmals Dirndlkleider anstelle der bisherigen Tracht mit Lederröcken.

Im Jahr 2008 hat Michael Nussdorfer, der bis dahin die Funktionen des Obmannes und des Kapellmeisters in Personalunion ausgeführt hat, diese Aufgaben an zwei junge Musiker abgegeben. Herbert Hutzinger ist seitdem Obmann und Georg Kreiseder Kapellmeister der Musikkapelle Bergheim. Der erste öffentliche Auftritt war mit einem Fernsehfrühschoppen gleich eine große Herausforderung für den neuen musikalischen Leiter, die er natürlich mit Bravour gemeistert hat.

Beim Erntedankfest im selben Jahr wurden zwei zusätzliche Marketenderinnen bei der Musikkapelle aufgenommen.

Dass die musikalische Weiterentwicklung der Musikkapelle unter dem neuen Kapellmeister immer professioneller wird, sieht man auch daran, dass die Musikkapelle im Jahr 2009 erstmals ein Probenewochenende in Bad Ischl abhält. Das auf diese Art sehr intensiv vorbereitete Frühjahrskonzert war natürlich ein voller Erfolg.

Beim Frühjahrskonzert 2010 erlebte die Musikkapelle einen nicht alltäglichen Höhepunkt. Gottfried Traintinger wurde für 60 (!) Jahre aktive Mitgliedschaft das Ehrenzeichen in Gold verliehen. Diese besondere Auszeichnung zeigt einmal mehr, dass Musik jung hält.

Im Jahr 2012 ist der Klangkörper auf mittlerweile 73 Mitglieder angewachsen. Wobei wir besonders stolz auf die 24 Frauen in unseren Reihen sind. War es doch vor nicht einmal 40 Jahren undenkbar, Frauen bei der Musikkapelle aufzunehmen.

Unsere Geschichte lässt uns voller Stolz zurückblicken und weckt in uns große Freude und Tatendrang, mit denen wir die vor uns liegenden Jahre musikalisch und kameradschaftlich mit größter Zuversicht und Optimismus in Angriff nehmen wollen.